… über Leben und Tod
„Schwarz hören“ (113): Ruth Hohmann
Als „Grand Dame des Jazz“ wird sie gern bezeichnet. „Okay.“ Aber einen Vergleich a la „Ella des Osten“ lehnt die kleine Frau kategorisch ab. „Mit Ella Fitzgerald kann sich keine vergleichen. Das ist unmöglich.“ betont Ruth Hohmann.
1931 in Eisenach geboren und dort – in Thüringen – auch aufgewachsen, hat sie den Zweiten Weltkrieg hautnah miterlebt und ihre ersten Todes-Erfahrungen gesammelt, wie sie in dieser Episode erzählt.
In Erfurt begann Ruth Hohmann 1949 ihre künstlerische Ausbildung und bald darauf – 1951 – zog sie nach Berlin. Nachdem sie ihre beiden Töchter (heute 70 und 65) bekommen hatte, sang sie erst Schlager mit Jazznote, um sich dann ganz dem Jazz zuzuwenden. Ruth war die erste Jazzsängerin der DDR mit einem Berufsausweis.
Bis Mitte der 60er Jahre trat die Hohmann höchst erfolgreich im In- und Ausland auf, was 1965 mit dem 11. Plenum des ZK der SED, das (neben Rockmusik auch) Jazz – aus den USA kommend – explizit als unerwünscht erklärte, unmöglich wurde.
Seit 1972 war sie dann Sängerin des Jazz-Collegium Berlin und sang – neben den englischsprachigen Originalen – auch Standards mit (ihren) deutschen Texten. Parallel war sie von 1976 bis 1996 Gesangsdozentin an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin und erzählt hier von der altbekannten Diskrepanz zwischen E- und U-Musik. Oder anders gesagt: zwischen Klassik und TUM, was Tanz- und Unterhaltungsmusik meint.
Am 19. August 2024 wird Ruth Hohmann 93 und ist noch immer aktiv. Jeden Tag sitzt sie zu Hause am Flügel – siehe Foto – und singt. Corona hat zwar – wie sie sagt – ihre Karriere beendet, aber sie hält sich weiter musikalisch fit. Das ist in dieser Podcast-Episode, die auch ein Stück weit Gesangslektion ist, hier und da zu hören 😉.
Bis heute unterrichtet sie und zu ihren Schülern gehören Sänger wie André Herzberg (Pankow) oder Inka Bause, bekannt als Moderatorin von „Bauer sucht Frau“. Ja, eigentlich ist Inka Pop-Sängerin, die jetzt auch wieder als solche durchstarten will.
Im Sommer 2024 habe ich Ruth Hohmann in ihrer Wohnung in Berlin-Mitte besucht und wir haben anlässlich der „Rede meines Lebens“ über ihr langes Leben mit einer großen Familie (2 Töchter, 6 Enkel und 9 Urenkel) gesprochen. Ob die humorvolle, agile Frau 100 wird? „Please not.“ , sagt sie unmissverständlich.
Hier kommt die 113. Episode von „Schwarz hören“ mit Ruth Hohmann.
Ja, meine liebe Ruth… beeindruckend in ihrer Disziplin, ihrem Humor und auch Klarheit der Gedanken in diesem hohen Alter. An der HfM hatte ich bei ihr Jazz-Interpretation – hat nichts geholfen. Wir sind trotzdem Freundinnen geblieben – bis heute.
Danke für dieses schöne Gespräch. Es hat Spaß gemacht, euch zuzuhören!